Hypergamie und Kinderwunsch
Viele reden über die niedrigen Geburtenraten. Doch die eigentliche Frage wird dabei meist ausgelassen: Was macht einer Frau Lust, Kinder zu kriegen?
Falsche Ansätze
Geldmangel
Länder wie China und Dänemark versuchen, durch finanzielle Anreize die Geburtenraten zu steigern. Trotzdem sinken diese weiterhin, teils um zweistellige Prozentzahlen pro Jahr. Selbst großzügige Unterstützungen können Frauen nicht dazu bewegen, mehr Kinder zu bekommen.
Ungarn wird häufig als Vorbild für eine geburtenfördernde Politik genannt. Dort werden kinderreiche Frauen von der Steuer freigestellt und Familien erhalten Kredite, die sie mit Kindern "abbezahlen" können. Doch die Geburtenrate bleibt trotzdem niedrig.
Obwohl Ungarn 5% seines BIP in die Familienpolitik investiert, konnte es nur eine geringe Steigerung der Geburtenrate erzielen. Dies zeigt, was viele nicht wahrhaben wollen: Finanzielle Anreize und Ressourcen allein führen nicht zu einer höheren Geburtenrate.
Religion
Der nächste falsche Ansatz geht davon aus, dass Religiosität zu mehr Kindern führen würde, gemäß der Bibel: »Seid fruchtbar und mehret euch.« Doch die katholischen Länder Europas, in denen Religion noch am stärksten den Alltag durchdringt, werden besonders wenige Kinder geboren.
Die Bevölkerung zutiefst katholischer Länder wie Italien, Spanien oder Malta halbiert sich mit jeder Generation. Auch die Fruchtbarkeit anderer religiöser Gruppen nimmt ab: Mormonen in Utah sind unterhalb der Ersatzrate und selbst der Iran bleibt nicht verschont.
Karriere
Die Ursache für die wenigen Kinder ist nicht mangelnde wirtschaftliche Kaufkraft oder fehlende Religiosität. Auch dass Frauen heute Karriere machen können und ihre Erfüllung darin finden, ist nicht der Grund.
Laut dieser falschen Ansicht wollten Frauen eigentlich nie Kinder und hatten sie früher nur, weil ihnen die Mutterrolle von der Gesellschaft aufgezwungen wurde. Doch weil sie heute andere Möglichkeiten haben, bräuchten sie keine Kinder mehr. Auch dies ist falsch.
Hypergamie
In Wahrheit wollen Frauen Kinder – aber nur mit mächtigen Männern. Nicht materielle Anreize, gute Argumente oder Religiosität erzeugen in einer Frau den Kinderwunsch, sondern ein Mann, zu dem sie aufschauen kann. Dieses Prinzip heißt in der Evolution "Hypergamie".
Ein Blick in die Geschichte zeigt dieses Prinzip, und wie seine Beachtung oder Nichtbeachtung über das Schicksal entscheidet. Schon Kaiser Augustus wollte den römischen Geburtenrückgang durch Ehepflicht und Benachteiligung kinderloser Paare umkehren.
Doch seine Lex Papia Poppaea, die die Zahl der Kinder erhöhen sollte, scheiterte. Der Chronist Tacitus schrieb: »Die Kinderlosigkeit blieb vorherrschend.« Augustus eigene Tochter Julia war ohne Kinder und wurde wegen ihrer Affären vom Vater in die Verbannung geschickt.
Die Furcht vor dem kinderlosen Ende begleitete die Römer durch ihre ganze Geschichte. Warum aber wollten sie keine Kinder? Der Satiriker Juvenal schrieb, nur die armen Frauen „setzen sich dem Risiko einer Geburt aus, im vergoldeten Bett liegt kaum jemals eine Gebärerin.“
Rom konnte auch mit Maßnahmen wie einem Kindergeld nicht die Geburtenraten erhöhen und erlitt einen Fachkräftemangel, der an heute erinnert: In den Legionen dienten immer mehr Germanen und andere Fremde. Das Imperium schaffte sich selbst ab.
Die Römerinnen wollten keine Kinder mehr kriegen, obwohl für sie gesorgt war. Rom war stark religiös und auch die Mutterrolle wurde geschätzt. Doch die römischen Männer waren für sie keine attraktiven Väter mehr. Sie waren weich geworden.
Hypergamie bedeutet, dass Frauen nur mächtige Männer attraktiv finden können. Die machtlosen Römer, die nicht mehr kämpften, sondern zu Tische lagen, konnten in den Frauen nicht mehr die Lust auslösen, die es braucht, um das eigene Leben für ein Kind zu riskieren.
Macht schafft Kinderwunsch
Israel ist ein modernes Gegenbeispiel. Dort sind Krieg, Kampf und die Notwendigkeit der Wehrhaftigkeit allgegenwärtig. Der existentielle Wettbewerb mit den Nachbarvölkern und das Gefühl, einer bedrohten Minderheit anzugehören, prägen den Alltag.
Der andauernde Kampf ums Überleben geht einher mit einer hohen Geburtenrate. Der durchschnittliche israelische Mann hat einen hohen Testosteronspiegel und kämpft für das gemeinsame Überleben. Die israelischen Frauen finden ihn attraktiv und wollen Kinder von ihm.
Ähnlich verhielt es sich in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Männer, die im Krieg gekämpft hatten, und jüngere Männer, die in der harten Nachkriegszeit aufgewachsen waren, setzten maskuline Normen in allen Bereichen des Lebens durch. Frauen wurden an den Herd gedrängt.
Sowohl das Wirtschaftswunder als auch der Baby Boom sind auf diese Dominanz starker Männer im Alltag zurückzuführen: Männer bauten Städte und Industrie wieder auf, zeichneten sich durch Stärke statt Verweichlichung aus und erregten in den Frauen den Wunsch nach Kindern.
Ein Gegenbeispiel ist der Geburteneinbruch nach dem Systemkollaps der DDR. In der ehemaligen DDR wurden mehr Kinder geboren als im Westen, doch nach der Wiedervereinigung sank die Geburtenrate um die Hälfte. Viele ostdeutsche Männer waren im neuen Deutschland soziale Verlierer.
Die Frauen bemerkten diesen Abstieg und wollten nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Viele Frauen zogen in den Westen und ließen die gleichaltrigen Männer in der ehemaligen DDR zurück. Dieser Männerüberschuss hält in weiten Teilen Mitteldeutschlands bis heute an.
Überall sehen wir dasselbe Muster: Sind die Männer eines Volkes mächtig und kämpferisch, wollen die Frauen auch Kinder von ihnen. Sind sie jedoch schwächlich und machtlos, oder zumindest machtloser als die Frauen, wollen Frauen keine Kinder von ihnen. Das ist Hypergamie.
Hypergamie wirkt immer, auch im Europa des 21. Jahrhunderts. Daher ist die einzige Maßnahme, die zu mehr Geburten führen kann, die Erziehung von Jungs zu starken, kämpferischen Männern.
Über die Autorin: Augusta Presteid forschte international zu Verhaltensgenetik, quantitativer Genetik und differentieller Psychologie.
Endlich hat es mal einer außer mir und den RP Leuten kapiert und zu Papier gebracht, die Ereignisse in Rom sind gut zu wissen, das war mir noch nicht klar, allerdings hätte ich durch meinen Content noch einige Details zu ergänzen.
Lieber Erik,
ich würde mir wünschen, dass bei zukünftigen Artikeln zum Thema Erblehre ein größerer Fokus auf empirische Befunde (also die eigentliche Wissenschaftlichkeit) gelegt wird.
Wir haben jetzt die Möglichkeit, ein seriöses Image aufzubauen und ich habe die Sorge, dass mit Artikeln, die vor allem die Meinung der Autoren widerspiegeln (dieser und der über konservative Physiognomie), dem Ruf dieser Zeitschrift langfristig schaden könnten.